Viele, die Opfer von Machtspielen geworden sind, haben ein Problem gemeinsam: ein zu geringes Selbstvertrauen. Auf das alltägliche Leben kann sich das auswirken, wie ein verstauchter Fuß auf einen Marathon Lauf. Wie gelähmt lassen wir Menschen über unsere Grenzen trampeln, unsere Integrität erschüttern und unsere Selbstachtung niederreißen. Wir scheinen hilflos in einer Falle zu stecken, ohne Aussicht auf Flucht.

Tatsächlich gibt es einige Techniken, die sich anbieten, um sich selbst zu helfen. Doch um das zu schaffen, muss man sich erst einmal klar machen, dass man durchaus Einfluss auf die Situation hat. Dies gelingt uns mit einem Trick aus der Systemischen Beratung. Wir fragen uns selbst: Was müsste ich tun, damit meine Situation noch viel schlimmer wird? Was müsste ich tun um meine Lage maximal zu eskalieren? Spätestens hier muss ich jedesmal grinsen.

Schnell wird einem hierbei klar: So hilflos sind wir gar nicht. Denn wenn wir unsere Lage verschlimmern können, dann können wir sie auch verbessern. Am mangelnden Einfluss liegt es also nicht. Woran liegt es dann? Stellen Sie sich Ihr Selbst wie ein Haus vor. Nun ist es nach einem Erdbeben beschädigt. Das Fundament ist beschädigt und muss ausgebessert werden. Und das dauert eine Weile.  Übertragen heißt das: Wir müssen eine neue Gewohnheit aufbauen, die uns positiv stärkt und die Verletzungen und Beschädigungen heilt.

Als erstes können Sie beginnen, ein Erfolgstagebuch zu führen. Schreiben Sie jeden Tag auf, was Ihnen gelungen ist, egal wie gering es auch ist. Das kann sogar ein besonders guter Kaffee sein. Es geht darum, dass wir uns einen anderen Fokus angewöhnen. Wir trainieren das Bewusstsein immer und immer wieder, den Dingen Raum zu geben, die uns stark machen. Es ist wie Zähneputzen: Einmal reicht nicht, Sie müssen es jeden Tag gründlich machen.

Die zweite Methode ist in zwei Schritte unterteilt:

  1. Als erstes schreiben Sie eine Liste mit allem, auf das Sie stolz sind. Keine falsche Scheu, Sie dürfen sich so richtig austoben. Diese Liste ist nur für Sie selbst. Und machen Sie es schriftlich, denn wir sind oft Meister der Verdrängung. So stellen Sie sicher, dass Sie sich selbst kein Bein stellen.
  2. Im zweiten Schritt werden Sie zum Regisseur. Sie drehen geistig, in Ihrer Vorstellung, einen Werbefilm – über sich selbst. Stellen Sie sich das wie einen Spot im Kino vor: Mit Effekten und einem professionellen Sprecher. Mit Musik und beeindruckenden Bildern. Lassen Sie einen Mensch, den Sie bewundern, die Dinge aus Ihrer Liste erzählen. Erleben Sie voller Staunen, was für ein besonderer Mensch Sie sind. Drehen Sie einen richtigen Werbefilm im Kopf. Je plastischer  Sie das schaffen -mit allen Sinnen -desto wirksamer wird diese Vision in Ihrem Kopf verankert.

Diesen Werbefilm lassen Sie jedesmal ablaufen, wenn Sie kurz vor einer Herausforderung stehen. Und spielen Sie ihn auch jeden Tag zu festen Zeiten ab. Und wenn Sie mögen, können Sie sich eine Collage mit den Bildern anfertigen, die Sie an den Werbefilm erinnert und als Bildschirmhintergrund auf dem Computer einrichten.

Eine Frage tauchte sofort in einer Beratung auf: „Und was ist, wenn ich in einer Situation versage und das immer vor Augen habe?“ Das ist kein Problem, denn aus den Fehlern haben Sie gelernt. Sie wissen, wie man es nicht macht und konnten Ihr Verhalten optimieren. Sie lenken Ihren Fokus nicht auf das Scheitern, sondern auf den Lerneffekt und die Weiterentwicklung. Das wirkt unterstützend, wenn uns unser innerer Entwerter einen Strich durch die Rechnung machen will. Letztendlich sind Sie ja noch da – also haben Sie irgendetwas richtig gemacht.

Das Ziel dieser Übung ist, mit möglichst vielen Sinnen zu erleben, wie wundervoll Sie eigentlich sind. Je bunter und eindringlicher, je mehr Sinne Sie einbinden, desto nachhaltiger ist die Wirkung. Es geht dabei nicht um Selbstverherrlichung, sondern um geistige Hygiene und Wiederherstellung des inneren Gleichgewichts. Es geht nicht um falschen Stolz, sondern um echte Freude an sich selbst und an anderen. Wenn Sie sich selbst mit innerem Reichtum erleben, können Sie andere Menschen viel entspannter wertschätzen, denn Sie sind innerlich so reich, dass Sie keine Konkurrenz fürchten müssen. Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein sind eine Frage der Gewohnheit.