Eine Frage, die ich mir häufiger gestellt habe, ist, wie man die Manipulatoren, die Trickser und Täuscher erkennt. Und was ist, wenn sie gar nicht beabsichtigen zu täuschen, sondern einfach nur in eine totalitäre Zukunft führen wollen? Schnell wurde mir klar, dass ich nicht darauf zählen kann, was die Herrschaften erzählen, sondern wie sie es erzählen, mit welcher Haltung.

Erster Punkt, der mir auffällt: Radikale Menschen sind stets polarisierend. Ihre Welt wird in zwei Gruppen aufgeteilt, nämlich Gut und Böse. Nehmen Sie sich einen beliebigen Diktator aus der Weltgeschichte. Sie werden stets diese Aufteilung finden.

Zweiter Punkt: Zu der Polarisierung gesellt sich eine Haltung der Pauschalisierung. Gegner werden pauschal in eine Gruppe (die Bösen) gesteckt. Menschen, die Kritik äußern, sind aus ihrer Sicht entweder naiv oder korrumpiert.

Dritter Punkt: Nicht selten haben Radikale sehr gute Argumente. Allein die Diskussion mit jemandem, der in den Kategorien „Lügenpresse“ und „Gutmensch“ denkt, zeigt mitunter auf, dass sie häufig eine filigrane, kunstvolle Argumentation, wenn nicht Rhetorik haben. Nun ist nicht jeder ein Rhetoriker. Ich für meinen Teil achte auf ein Detail, das oft unbemerkt bleibt: Selbstreflektion. Die meisten Radikalen und Verschwörungstheoretiker sind kritisch mit ihren Gegnern, aber gänzlich unkritisch mit den Quellen, die ihrer Sache gut reinlaufen. Achten Sie also darauf, ob sich Fremd- und Selbstkritik ungefähr die Waage halten.

Vierter Punkt: Die meisten Radikalen sind sehr Destruktiv, haben aber selten nachhaltige detaillierte und konstruktive Pläne. Besonders lustig: Lesen Sie sich unter diesem Aspekt einmal die Wahlprogramme durch…

Fünfter Punkt: Täuscher sprechen auf politischer Ebene immer die Angst der Menschen an. Häufig nutzen sie dabei Schlüsselworte, die ein passendes emotionales Setting auslösen.

Sechster Punkt: Schauen Sie sich das Rollenverhalten der Politiker an. Manipulative Menschen springen häufig zwischen 3 Rollen hin und her, die sich mit dem Drama-Dreieck nach Stephen Karpman verdeutlichen lassen.

Da ist die Opfer-Rolle. Die armen Betroffenen werden von der Elite, den Machtinhabern o.ä. verteufelt, diskriminiert und verfolgt. Diese Haltung weckt den Beschützerinstinkt, denn wir Menschen sind im Grunde ganz nett. Ist jemand in Not, ist der Beschützerinstinkt eine natürliche Reaktion. Hier wird dieser Instinkt genutzt, um die Aktivität der Anhänger zu initiieren und zu kanalisieren.

Die Täter-Rolle ist in dem Moment aktiv, in dem das Feindbild ausgemacht ist und die Polarisierung in vollem Gange ist. Forderungen werden laut, was eigentlich geschehen müsste. Beispielsweise ist der Ruf nach Bundeswehreinsatz im Landesinneren eine solcher Forderungen. Dies ist gesetzlich verboten worden, da eine fehlende Gewaltenteilung sehr schnell zu einem Umsturz und einer Autokratie führen kann.

Die Retter-Rolle aktiviert die Menschen, die durch Hoffnungslosigkeit und/oder Angst gelähmt sind. Da kommt jemand und hat einen Plan. Er verspricht Orientierung in einer allzu komplexen Welt. Es ist bequem einer solchen Hoffnung unkritisch zu folgen.

Ich denke, dass es keine Patentlösung für die globale, bedrohlich wirkende Situation gibt. Ich denke auch, dass eine reaktionäre Haltung nicht mehr zeitgemäß ist. Meine Idee einer Lösung sieht dergestalt aus, dass ich mit einem Menschen, der eine komplett andere Sichtweise hat, friedlich zusammen einen Kaffee trinken kann. Es ist eine Sache, dies für unrealistisch zu halten, es ist eine andere, diese Möglichkeit von vorn herein auszuschließen. Als Mediator weiß ich, dass sich Konflikte nur lösen lassen, wenn man beginnt Brücken zu bauen.

Achten Sie auf die Haltung der Politiker: konstruktiv oder destruktiv, schwarz-weiß oder differenziert, fremdkritisch oder ausgewogen selbstkritisch-fremdkritisch, angstauslösend oder emotional aufbauend, Drama-Dreieck oder lösungsorientiert-verantwortungsbewusst?

Die Lateiner hatten ein schönes Sprichwort: „Cui bono“. Frei übersetzt bedeutet das soviel wie: „Wem nützt es?“. Diese Frage sollten wir uns öfter stellen und dabei wie ein Schachspieler mehrere Züge vorausdenken. Eine Sache ist mir mittlerweile bewusst: Angst, so sinnvoll sie als Überlebensfunktion ist, ist ein schlechter Ratgeber. Mein Mittel dagegen: Ich versuche, zu beobachten, welche Emotionen bei mir ein Politiker auslöst. Ist es Angst und Zorn, dann bin ich gewarnt. Ist es zu große, vereinfachende Zuversicht, dann bin ich gewarnt.

Am Ende bleibt für mich die Erkenntnis: Dilettanten sind spaltend, Visionäre sind verbindend.

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