Sehen. Erkennen. Verstehen.
Die Häufigkeit des Narzissmus scheint in den letzten Jahren zuzunehmen. Staatsoberhäupter, Künstler und auch Menschen in normalen Berufen scheinen häufiger Anzeichen dieser Störung aufzuweisen. Als ich vor einigen Wochen mit einer Kollegin über Narzissmus diskutierte, kam die Frage auf, wie man Narzissten am einfachsten erkennt? Ihre lakonische Antwort: “Verhält er sich wie Trump, dann ist er ein Narzisst…”. Was wie ein Scherz klingt, hat durchaus einen ernsten Hintergrund. Einige Psychologen vermuten bei dem Herrn einen malignen Narzissmus. Aber wir wollen es uns nicht zu einfach machen. Hier geht es nicht um Diagnosen, sondern darum, worauf man im Alltag achten sollte. Gerade bei der Lügenerkennung ist es wichtig, entsprechende Störungen zumindest zu kennen. Auch das Krankheitsbild des zwanghaften Lügners Pseudologia Phantastica wird in die Abteilung Narzissmus eingeordnet. Was genau ist ein Narzisst?
Ich stütze mich an dieser Stelle auf das DSM-5. Es werden dort 9 verschiedene Kriterien aufgelistet von denen 5 vorliegen müssen, damit man von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung reden kann. [Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Narzisstische_Persönlichkeitsstörung Stand 17.8.2017]
1. Grandioses Gefühl der eigenen Wichtigkeit. Das kann zu massiven Übertreibungen führen, was die eigene Wertigkeit angeht, das kann auch zu einer Erwartungshaltung führen, dass das Umfeld diese Sichtweise teilt.
2. Starke Eingenommenheit von Fantasien von grenzenlosem Erfolg, Macht, Glanz, Schönheit oder idealer Liebe. Das kann beispielsweise zu übertriebenem Körperkult führen.
3. Exklusivität: Er ist überzeugt von der eigenen Einzigartigkeit. Das kann zur Folge haben, dass er nur mit angesehenen Personen oder Institutionen verkehrt, die er als seiner würdig betrachtet.
4. Bewunderungssüchtig: Er besitzt einen unstillbaren Hunger nach Bewunderung.
5. Hohes Anspruchsdenken: Das äußert sich in einer überzogenen Erwartungshaltung. Er erwartet eine Sonderbehandlung und dass diese automatisch gewährt wird.
6. Nutzt Menschen aus: Beziehungen dienen ihm als Mittel zum Zweck. Sein Beziehungsverhalten ist Ausdruck seines Eigennutzes.
7. Mangel an Empathie: Das Mitfühlen mit den Bedürfnissen und Gefühlen anderer und der Willen dazu fehlen ihm.
8. Neid und Unterstellung von Neid: Aufgrund der starken inneren Polarisierung nimmt er die Welt durch Neid wahr. Obwohl er es nicht zugeben wird, ist er mitunter neidisch auf andere und noch häufiger der Meinung, diese seien neidisch auf ihn.
9. Arrogante Haltung: Seine Haltung und sein Verhalten sind von Überheblichkeit geprägt.
Ich warne an dieser Stelle ausdrücklich davor, mit Diagnosen dieser Art um sich zu werfen. Diese anzustellen ist Aufgabe von Psychologen und Ärzten. Hier geht es darum ein Gefühl für diese Störung zu bekommen. Denn wenn sie vorliegt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man von dem Narzissten belogen wird, dramatisch an. Dies zu erkennen, ist nur eine Frage der Zeit. Kaum jemand kann seine innere Haltung auf Dauer komplett verstecken. Es gibt fast immer einen Bereich, in dem das Verhalten nicht kontrolliert wird, seien es Kleinigkeiten in der Körpersprache oder im Umgang mit anderen eine winzige Geste, die jedoch sehr aussagekräftig sein kann. Ein einziges Zeichen reicht dabei jedoch noch längst nicht aus um eine sturmsichere Vermutung anzustellen. Es bedarf mindestens fünf der Kriterien, um einigermaßen sicher sein zu können.