Immer mal wieder komme ich mit Vereinen in Berührung. Einer dieser Vereine war ein Rockmusikerverein. Es herrschte dort das unausgesprochene Gesetz, dass der, der mehr tut, auch mehr zu sagen hat. Das Problem war, dass die meisten Mitglieder sich nicht mehr engagierten und eine gewisse Gleichgültigkeit in ihrer Haltung zeigten. Nach einer Analyse wurde Folgendes klar: Die Entscheidungen wurden vom Vereinsvorsitz getroffen, der ohne Frage viel tat. Die Mitglieder konnten aber allenfalls ihre Meinung kundtun, jedoch konnten sie nicht mit entscheiden. Dadurch kam ihnen die Identifikation abhanden und in Folge dessen ihre Bereitschaft, sich zu engagieren. Zwar war die Grundidee gut: Mehr tun = mehr entscheiden, jedoch war die Frustration zu hoch, weil die Mitglieder nicht mit Entscheidungen gestalten konnten.

Es gibt flache Hierarchien und es gibt starke Hierarchien. Ungeachtet dessen, wie die Beteuerungen sind: Wenn Mitglieder nur informiert werden, ist es eine starke Hierarchie. So auch bei den Rockmusikern. Folgender Mechanismus verdeutlicht dies.

Es gibt im Grunde 3 Stufen der Integration von Mitarbeitern bei Entscheidungen:

  1. Information: Die Mitarbeiter werden schlicht informiert. Das führt in der Regel zum Verlust der Identifikation, weil jedem Menschen ein gewisser Gestaltungswille inne wohnt.
  2. Beraten lassen: Mitarbeiter werden um Rat gefragt, dürfen jedoch nicht mit entscheiden. Einige werden sich dabei gebauchpinselt fühlen und andere vernachlässigt. Eine sichere Methode, um Zerwürfnisse zu kreieren.
  3. Mitentscheiden lassen: Lässt man die Mitglieder mitentscheiden, hat man eine hohe Identifikation und eine gewisse Nachhaltigkeit im Prozess.

Verstehen Sie diese 3 Stufen als Prozess, denn um entscheiden zu können brauchen alle Entscheider Informationen und gegebenenfalls den Rat der Experten. Als bei den Rockmusikern der Prozess angepasst wurde, machte sich nach und nach eine höhere Identifikation und ein stärkeres Engagement bemerkbar. Das dauerte etwas, aber es wuchs. Wenn Sie also in einem Team, einem Verein oder in einer Organisation arbeiten, lassen Sie die Kollegen mit entscheiden, selbst wenn es um „Kleinigkeiten“ geht oder um wohltätige Sachen. Die Mitarbeiter werden mehr zu ihrer Organisation stehen und das Engagement wird steigen.

Nachlesen kann man das und noch vieles andere in meinem neuen Buch „Hard Facts, Soft Skills“, das im November im Handel erscheint.

 

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