Die meisten Entscheidungen, die wir treffen, sind wesentlich irrationaler, als die meisten Menschen gemeinhin annehmen. Oft werden unsere Entscheidungen von Heuristiken oder Gefühlen beeinflusst. Sie sind reflexartig. Das ist nicht per se schlecht! Dennoch gibt es ein Problem! Wenn wir eine gefühlsmäßige Wahl treffen, sind wir oft entweder durch Vermeidung von Unangenehmem oder aber durch Erlangung von Angenehmem motiviert. Mitunter trifft auch beides zu. Menschen die das wissen, können relativ einfach Machtspiele spielen bzw. manipulativ agieren, denn gegen gefühlsmäßige Impulse hat der Verstand nur wenig Einfluss.

Wenn man von Gefühlen nicht ständig hin- und hergeschüttelt werden möchte, kann man die Selbstkontrolle nachweislich erhöhen, indem man meditiert. Das haben mittlerweile Studien nachgewiesen. Nehmen wir also einmal an, dass wir bei einer anstehenden Entscheidung, bzw. Wahl nicht blind vor der Peitsche flüchten oder der Karotte hinterherlaufen, dann stellt sich die Frage: Nach welchen Kriterien soll ich eine Wahl treffen?

Nehmen wir als Beispiel eine Landtagswahl oder Bundestagswahl. Wie würde ich eine Partei identifizieren, die ich ruhigen Gewissens wählen könnte? Diese Frage habe ich mir gestellt und bin auf folgende Kriterien gekommen.

Meine Kriterien – ich würde eine Partei wählen:

  • die Themen angeht, die ich priorisiere.
  • die Positionen und Werte vertritt, die ich teile.
  • deren Positionen vereinbar mit den Menschenrechten sind.
  • die überzeugend ist.
  • die authentisch ist.
  • die Orientierung vermittelt.
  • die ergebnisorientiert handelt.
  • für die Macht nur ein Aspekt des Jobs ist und nicht die Kern-Motivation.
  • die die Menschen und deren Situation wahrnimmt.
  • die die nötige Kompetenz besitzt.
  • die nicht nur bis zu den Landesgrenzen denkt.

Wenn beispielsweise ein Gesundheitsminister vorschlägt, dass die Altenpflegerinnen bzw. Altenpfleger einfach alle ein paar mehr Überstunden machen sollten, dann zeugt das von völliger Unkenntnis der gegebenen Arbeitsbedingungen. Diese Person wäre für mich nicht wählbar.

Jemand, der den Klimawandel leugnet, in dem er einen Ausschnitt der Statistik präsentiert und die Gesamtverteilung verschweigt, ist entweder manipulativ oder inkompetent. Nicht wählbar.

Spätestens an dieser Stelle habe ich das Problem, dass kaum eine Partei noch wählbar ist. Also geht es wohl um das kleinere Übel. Ich habe mir angewöhnt auf drei Aspekte zu achten:

  1. Wie behandelt eine Partei ihre Gegner? Daran erkennt man, ob jemand die Menschenrechte ernst nimmt oder ob er sie nur als Image benutzt.
  2. Was steht konkret in deren Grundsatzprogramm? Dabei sollte man sich fragen, was würde passieren, wenn die Punkte Gesetz wären und ein Extremist diese auslegen würde.
  3. Welche rhetorischen Mittel setzt die Partei ein? Sind die Mittel manipulativ oder überlassen sie die Entscheidung dem Gegenüber?

Wenn ich diese Fragen beantworten kann und auf obige Kriterien achte, sollte eine Entscheidung bzw. Wahl auf rationaler Basis möglich sein. Mein Gefühl nehme ich als Einflussfaktor hinzu und gewichte die Entscheidungskriterien. Das wäre eine ganzheitliche Entscheidung auf rationaler Basis. Wenn ich mir denn die Mühe machen möchte, meine Bequemlichkeit aufzugeben und Zeit zu investieren in diesen zukunftsrelevanten Prozess. Das muss jeder für sich selbst beantworten.

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