Sehen. Erkennen. Verstehen.
Gerade in diesen Zeiten ist es schwer zwischen Halbwissen und haltbaren Recherchen zu unterscheiden. Wir werden täglich bombardiert mit Halbwissen, Vermutungen, die als Fachwissen dargestellt werden und skurrilen Tipps und Verschwörungstheorien. Grund genug, einmal etwas Licht in die Qualität von Informationen zu bringen.
Warum ist wissenschaftliches Recherchieren so wichtig? Beispielsweise glaubten (und glauben leider immer noch) einige Menschen, was sie beobachten, das verstehen sie auch und kamen zu dem Schluss, die Erde sei eine Scheibe. Ist sie nicht – so viel dazu. (https://www.spektrum.de/video/warum-die-erde-keine-scheibe-ist/1610616 , https://www.dlr.de/next/desktopdefault.aspx/tabid-12657/22082_read-50426/ , https://www.umweltnetz-schweiz.ch/themen/bildung/3036-warum-die-erde-rund-ist.html )
Man kann sich immer irren, doch wenn man eine Hypothese verbreitet, sollte man der Glaubwürdigkeit halber Sorgfalt walten lassen. Wer mit Sendungsbewusstsein an die Welt herantritt, sollte sich auch die Mühe machen, zu recherchieren, und zwar gründlich.
So gehört zu einer Recherche:
- Wer ist der Autor? Was ist dessen Hintergrund? Hat er Fachwissen, eine Ausbildung etc.?
- Wo wurde der Text veröffentlicht? Ein Blog (auch dieser nicht) hat nicht automatisch eine wissenschaftliche Haltbarkeit.
- Gibt es Quellenhinweise? Jeder wissenschaftliche Text MUSS Literaturhinweise haben.
Es sind mehr Quellen notwendig als eine. Landläufig sollten es drei voneinander unabhängige, wissenschaftliche Quellen sein. Und sie sollten auch angeführt sein. Eine Aussage, wie „Studien haben gezeigt“ ist nicht glaubwürdig. Hier ist die Quelle notwendig.
Halbwissen hingegen funktioniert recht einfach: Man liest etwas, dass mehr Information bietet, als man bislang hatte. Es passt gut in das eigene Weltbild oder in die eigenen Überzeugungen. Also verbreitet man es, weil man zeigen will, dass man mehr verstanden hat als sein Umfeld, weil man die Quelle für eine Autorität hält oder weil man begeistert von der Theorie ist. Doch ist und bleibt es Halbwissen, dass wiederum andere ernstnehmen.
Noch ein Wort zum Thema „Impressum“. Ein Impressum muss vorhanden sein ohne wenn und aber. Und es muss den Tatsachen entsprechen. So sind mir schon Websites untergekommen, deren verantwortlicher Mensch im Impressum nicht recherchierbar war und vielleicht gar nicht existiert.
In der Philosophie (die ich studiert habe) gilt die Regel, erst einmal alles anzuzweifeln und in Frage zu stellen. Man verlässt sich nicht auf die Aussagen anderer, nur weil es schön klingt. Philosophen leben von einem hohen Reflektionsgrad, denn man kann sich sicher sein, sobald man eine Theorie veröffentlicht, wird selbige von den Kollegen auseinandergepflückt. Das ist auch gut so, denn im kritischen Dialog entsteht Fortschritt, entstehen neue Blickwinkel und Wissen wird angereichert.
Wer sich also berufen fühlt, die Welt an seiner Sichtweise zu aktuellen Themen teilhaben zu lassen, sollte Qualität bieten. Recherchieren Sie aus mehreren, möglichst wissenschaftlichen Quellen. Belegen Sie die Recherche. Arbeiten Sie gründlich und fragen Sie sich immer, an welcher Stelle man sich geirrt haben könnte. Diese Mühe wird belohnt mit Glaubwürdigkeit.