Durch Zufall bin ich auf die Geschichte des Besuchs der Queen gestoßen. Das ganze spielte sich 2015 ab. Bundespräsident Gauck überreichte der Queen ein gemaltes Bild mit einem blauen Pferd, gemalt von der Queen-Malerin Nicole Leidenfrost. Kurz darauf brach ein Shitstorm in der Presse los, die Queen sei „not amused“. Soviel zur Vorgeschichte.

 

Nun geben die Microexpressions ein relativ deutliches Bild ab, das eine andere Sprache spricht. Microexpressions sind Gesichtsausdrücke, die für einen Bruchteil einer Sekunde auftauchen und von uns nicht steuerbar sind. Sie spiegeln die wahre Gefühlslage wieder. Einer der Forscher, die dies erkannt haben, ist Paul Ekman (http://www.paulekman.com/). Viele Medien sprangen auf den Zug auf und kritisierten das Geschenk. Nun bin ich kein Kunstexperte und vermag daher nichts Sinnvolles zu dem Bild zu sagen, sehr wohl aber zu der Mimikanalyse der Queen. Es gibt eine Sekunde, in der die Queen das Bild erblickt und zum ersten Mal bewusst wahrnimmt (https://www.youtube.com/watch?v=8YP2QLMqj3k Zeitpunkt 17:33, ein Bild der Szene ist zu sehen unter: http://www.n-tv.de/panorama/Malerin-Die-Queen-hat-sich-gefreut-article15378371.html). In diesem Moment sehen wir ein Lächeln in der Mundpartie und – besonders wichtig – auch in der Augenpartie. Die Ringmuskulatur ist angespannt, was leichte Fältchen am Rand der Augen verursacht. Dieses Lächeln nennt man Duchenne-Lächeln, nach dem Mann, der es entdeckt hat. Und dies ist der erste emotionale Impuls, den die Queen beim Anblick des Geschenks zeigt. Wenn also tatsächlich irgendjemand meint, aus dem Gesicht der Queen herauslesen zu können, sie sei “not amused“, dann entspricht diese Einschätzung nicht meinem Wissensstand.

 

Bedenken wir Folgendes: Die Queen ist eine Meisterin der Selbstbeherrschung und der Selbstkontrolle. Das bedeutet, alles, was nach einer Sekunde in ihrem Gesicht zu sehen ist, kann man erst einmal vernachlässigen, da sie eine perfekte Maske zeigen kann. Der erste Impuls aber ist nicht steuerbar, nicht von der Queen oder von sonst jemandem. Dieser Gesichtsausdruck ist echt. Das bedeutet: Die Queen zeigte echte Freude, ob über das Bild, die Geste oder die Erinnerung, die das Bild womöglich auslöst, ist eine andere Frage. Jedoch war dieses Lächeln situativ und mit dem Bild, das sie anblickt, verbunden.

 

Und noch ein Wort zur Kritik des Bildes: Es ist ein Geschenk, eine Geste des Respekts. Diese Geste ist gelungen. Über Kunst kann man sich streiten, ich halte das in diesem Zusammenhang jedoch für relativ sinnbefreit.

 

Der Persönlichkeitsscout

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