Wenn ich in meinen Seminaren verschiedene Methoden oder Inhalte lehre, kommt häufiger die Frage, wie man beim Analysieren vorgeht. Ich habe versucht meine persönliche Vorgehensweise zu strukturieren und darzustellen. Ich habe diese Methode für mich die 3-Kreise Methode genannt. Ich nutze diese Art des Vorgehens sowohl bei der Analyse von Persönlichkeitsstrukturen, als auch bei der Lügenerkennung.

Ich stelle mir drei konzentrische Kreise vor. Beim Analysieren gehe ich von außen nach innen vor. Der erste Kreis steht für Beobachtung, Analyse von Basismustern und Wahrnehmung erster Signale. Der zweite Kreis steht für die Unterbrechung des assoziativen Denkens, denn das verleitet zu allzu schnellen Folgerungen. Außerdem steht der zweite Kreis für das Suchen konkreter Signale und Signalketten. Der dritte Kreis steht für die begründete Analyse und Darstellung der Begründung.

Im Profiling versuche ich im ersten Kreis Muster zu erkennen, erste Signale aufzufangen und verschiedene Typologien abzugleichen. Ich mache eine erste vorläufige Vermutung.  Im zweiten Kreis versuche ich diese Vermutung zu widerlegen. Richtig gehört. Ich versuche sie zu widerlegen, weil genau das dem Bilden von Vorurteilen und Stereotypen entgegenwirkt. Ich stelle Pros und Contras zusammen und suche nach konkreten Signalen und Signalketten. Im dritten Kreis komme ich zu einer grundlegenden Einschätzung, die ich begründen kann. Diese Vorgehensweise dient als Absicherung, den eigenen Assoziationen zu entkommen und rationaler zu urteilen.

In der Lügenerkennung ist es ähnlich. Im ersten Kreis suche ich nach dem Normalverhalten, nach der Baseline. Einmal gefunden, suche ich nach Auffälligkeiten und Musterunterbrechungen. Was passt nicht ins Bild? Hier geht es eher darum einzuschätzen, ob sich der Aufwand einer tieferen Analyse lohnt. Man kann an dieser Stelle gar nicht gründlich genug sein. Im zweiten Kreis achte ich gezielt auf unterschiedliche Signale – Stresssymptome, Embleme, Illustratoren etc.. Das Suchen nach solchen Signalen ist alles andere als assoziativ. Wir sind dabei hoch konzentriert und müssen genau aufpassen. Für intuitive Einschätzungen ist hier kein Platz. Nach dieser Phase kann man in der Regel einschätzen, ob jemand gelogen hat. Im dritten Kreis geht es um die Verortung. Hier wird in der Regel interagiert, befragt und nach dem Gegenstand der Lüge gesucht. Nicht immer ist die letzte Phase gewünscht. Oft reicht es schon aus, zu wissen, dass jemand gelogen hat.

Dies sind zwei Anwendungsgebiete dieser kleinen aber sehr hilfreichen Methode. Ich habe sie für mich entwickelt, um mich auch unter Belastung an ein strukturiertes, stufenweises Vorgehen halten zu können. Ich hoffe es hilft Euch.