Fast jedes kleine Kind liebt Heldengeschichten. Kaum ein Kind, das nicht auch einmal eine Heldin oder ein Held sein möchte. Je länger man aber diesen Traum verfolgt, desto frustrierter wird man, denn egal, was man auch vollbringt, es fühlt sich selten wie Heldentum an.

Nun ist Heldentum eine sehr individuelle Geschichte. Ob etwas heldenhaft ist oder nicht, hängt im Wesentlichen von der Sichtweise ab. Wenn eine 7jährige zum ersten Mal alleine zur Schule geht, dann ist das für einen Erwachsenen keine große Sache. Für das Mädchen ist es jedoch ein großer Schritt auf dem Weg zum Erwachsenwerden.

An dieser Stelle zeigt sich etwas, das ich als die Paradoxie des Heldentums bezeichne. Jeder von uns befindet sich immer am individuellen Erfahrungshorizont. Wir sehen die Welt aus unserer Sicht mit unseren Erfahrungen, Fähigkeiten und Überzeugungen. Das beinhaltet einerseits die Gefahr, dass wir frühere Entwicklungsschritte geringschätzen, das bedeutet andererseits, dass wir häufig unsere gegenwärtigen Entwicklungsschritte nicht ausreichend wertschätzen.  (Natürlich gibt es sehr reflektierte Menschen, denen es nicht so geht, doch gehe ich hier von ganz normalen Menschen aus wie Du und ich.)

Schauen wir aber zurück und machen eine Retrospektive, so erschließt sich aus der Sicht unseres früheren Selbst ein ganz anderes Bild. Unsere heutigen Herausforderungen erscheinen aus Sicht des früheren Selbst immens. Dies wiederum kann positive Auswirkungen auf unser Selbstwertgefühl haben. Um also unsere Lebensqualität zu verbessern, können wir ab und zu eine Art persönlicher Retrospektive machen.

Ich benutze dazu meistens die Technik der inneren Konferenz. Nur sitzen nicht Abteilungsleiter am inneren Konferenztisch, sondern frühere Versionen unseres Selbst, die begeistert ihre unterschiedlichen Sichtweisen austauschen. Der tiefere Sinn einer solchen Methode ist, dass wir so in der Lage sind, die Leistung der eigenen Entwicklung zu wertschätzen. Die Paradoxie des Heldentums besteht in der Tatsache, dass die wenigsten Helden sich wie welche wahrnehmen.

Freilich ist dies kein Aufruf zur Egomanie oder Selbstbeweihräucherung. Jedoch hilft es uns, die Leistung von Menschen zu schätzen, die an anderen Punkten der Persönlichkeitsentwicklung stehen als wir.

Übrigens kann man die Technik der inneren Konferenz und viele weitere Tools in meinem Buch „HardFacts SoftSkills“ nachlesen: https://www.amazon.de/HardFacts-SoftSkills-Professionell-Alltag-kooperieren-ebook/dp/B078HHYM4J .